Der Zuzug in die Städte hält unvermindert an. Das FFG-geförderte Projekt BONUS der RSA Forschungsgesellschaft nutzt Geoinformationsdaten, um die flächensparende und klimaverträgliche Verdichtung von städtischen Einfamilienhaussiedlungen anzuregen. Das Folgeprojekt BONANZA vertieft den Ansatz.
Die Zahl der Einfamilienhäuser nahm in Österreich in den letzten Jahrzehnten stetig zu. Auch in den größeren österreichischen Städten – mit Ausnahme von Wien – sind bis zu zwei Drittel aller Wohngebäude Ein- und Zweifamilienhäuser, über 90 Prozent davon in Privatbesitz. Das FFG-geförderte Projekt BONUS setzte bei diesen Zahlen an und erarbeitete für die Pilotgebiete Feldkirch und Salzburg innovative Methoden, um Eigentümer:innen zur Nachverdichtung ihrer Immobilien anzuregen.
Klimaresilienz als Beratungsschwerpunkt
Der entscheidende Erfolgsfaktor für die Verdichtung dieser kleinteilig strukturierten Stadtgebiete ist eine qualitative Beratung, die auf der Auswertung von Geoinformationsdaten (GIS-Daten) beruht. Das Modell berücksichtigt sowohl die Notwendigkeiten einer klimafitten Quartiersentwicklung im Bestand als auch die individuellen Bedürfnisse der Eigentümer:innen. Aufbauend auf einem Vorgängerprojekt, das sich der Wohnraumverdichtung von Einfamilienhäusern nach Kriterien der Energieoptimierung widmete, wurden beim Projekt BONUS zusätzlich die Aspekte Grün-/Freiraum, nachhaltige Mobilität und Erhalt der Wohnqualität berücksichtigt. „Nicht nur die Kubatur, sondern auch die Klimaresilienz urbaner Räume stand dabei im Zentrum“, sagt Thomas Prinz, der wissenschaftliche Geschäftsführer der Research Studios Austria Forschungsgesellschaft (RSA FG). BONUS steht als Akronym für „Bestand optimal nutzen – Umwelt stärken“.
Einschulung der BONUS-Berater:innen in Salzburg, Foto: RSA FG iSPACE
„Um die Eigentümer:innen gezielt ansprechen zu können, haben wir anhand von GIS-Daten in den Pilotgebieten eine Methode zur Analyse der Grünraum- und Mobilitätssituation entwickelt“, führt Projektmitarbeiter Florian Schöpflin aus. Parallel dazu hat das Projektteam ein Set möglicher Maßnahmen definiert – von der Wiederbegründung versiegelter Flächen über den Ausbau von Dachgeschoßen und Kellerräumen bis hin zur qualitativen Sanierung von Bestandsgebäuden und der gemeinsamen Nutzung von Grünflächen. Insgesamt 14 solcher Optionen wurden übersichtlich auf Postkarten dargestellt, und zwei Teams von Architekt:innen wurden als Berater:innen für Salzburg und Feldkirch eingeschult.
Erstberatung auf Basis von GIS-Quartiersdaten
Eine Postwurfsendung des Magistrats informierte im Falle von Salzburg die Eigentümer:innen in den Pilotgebieten über die Möglichkeit einer unverbindlichen und kostenlosen BONUS-Erstberatung. Bei diesen Terminen wurde auf Basis der Grünraum- und Mobilitätsanalysen sowie der Bebauungsdichte die Möglichkeit einer Nachverdichtung erörtert. In Salzburg wurden auf diese Weise 23 Erstberatungen durchgeführt, in neun Fällen kam es zu einer weiterführenden „Premium“-BONUS-Beratung mit konkreten Anregungen zur Nachverdichtung. In Vorarlberg baut die BONUS-Beratung auf der bestehenden Sanierungs-VOR-Beratung auf und durch die Ansprache von Interessenten im Rahmen von Veranstaltungen, konnten 25 Eigentümer:innen für die BONUS-Beratung gewonnen werden.
- Ein Beispiel einer „Premium“-BONUS-Beratung aus Salzburg: Die Eigentümerin eines ca. 1960 errichteten, zweigeschoßigen Einfamilienhauses möchte das Haus ihren beiden Enkelkindern zu gleichen Teilen zur Verfügung stellen, aber auch Wohnraum für sich und ihre Schwester behalten. Mit dem Ausbau des Dachgeschosses und einem seitlichen, dreigeschossigen Anbau lassen sich drei Wohneinheiten in diesem Haus einrichten. Die Nutzfläche kann dadurch von 228 m² auf 334 m² vergrößert werden – mit Platz für 6 bis 8 Bewohner:innen in nunmehr 3 Wohneinheiten.
„Die Eigentümer:innen waren mit der Beratung sehr zufrieden“, sagt Thomas Prinz. Er ortet prinzipiell „wieder mehr Offenheit für das Generationenwohnen. Dabei spielen die Faktoren Leistbarkeit, aber auch die soziale Komponente eine wichtige Rolle.“
Die Einfamilienhaussiedlung in Feldkirch-Giesingen. Luftbild: Raumplanung/Land Vorarlberg
Nachfolgeprojekt BONANZA will weitere Gemeinden ansprechen
Der Transfer des BONUS-Beratungsmodells in weitere Gemeinden durch Co-Creation-Prozesse ist eines der vier Ziele des Nachfolgeprojekts BONANZA (BONus An Nachhaltige Zukunftsthemen Anpassen“, das im Frühjahr 2023 startete. Weitere Ziele des erneut von der FFG aus Mitteln des Klima- und Energiefonds geförderten Projekts sind die Entwicklung eine Monitoringsystems, um Wirkung und Umsetzung der Beratungsinhalte zu messen; die Weiterentwicklung und Standardisierung des BONUS-Beratungsmodells; und die Entwicklung innovativer GIS-basierter Indikatoren sowie eines Web-Informationstools, mit dem der Mehrwert der BONUS-Beratung für gemeindespezifische Herausforderungen und die Erreichung von Klima- und Energieeffizienzzielen aufgezeigt werden kann (Biodiversität, Gebäudebegrünung, Mobilitätsförderung).
Die Projektpartner der RSA Forschungsgesellschaft im Projekt BONANZA sind:
- Energieinstitut Vorarlberg
- Rosinak & Partner GmbH
- pulswerk GmbH
- Stadt Salzburg